Sonntag, 5. Februar 2012

Ein Sonntagsspaziergang ins Jahr 1804

Das Oberteil für das 1826 Kleid steht kurz vor der Fertigstellung und nun warte ich händeringend auf seidenen Nachschub für die Ärmel. 
Was eignet sich da an einem Sonntag besser, als an einen kleinen Spaziergang zu denken?
Dieser beabsichtigte Spaziergang führt mich allerdings nicht vor die Tür, sondern zurück in das Jahr 1804.
Zugegeben, auch meine Vorstellung über diese Zeit ist zuweilen fälschlicherweise geprägt von den romantischen BBC Verfilmungen, aber wie sah es denn eigentlich vor über zweihundert Jahren vor der eigenen Haustür aus?
Einen wunderbaren, wenngleich auch wenig romantischen Einblick geben da die Aktenordner des Archivs:
The bodice of the 1826 dress is close to completions and now I'm urgently awaiting the silk supply for the sleeves.
While waiting a little Sunday's stroll seems to be a lovely idea!
This stroll however won't lead me into nature (as usual), but back into the year 1804.
Admittedly my idea of the time is sometimes misleadingly influenced by the romantic BBC movies, but what was life like more than two hundred years ago in front of my doorstep?
An amazing, but not very romantic eye-opener are the folders of our archives with their first hand documents:

…Im Jahr 1804 war die Stadt Menden ihrem ganzen Charakter nach, wie fast alle Städte des Herzogtums, noch immer ein von Mauern umgebenes Dorf. Die alten Befestigungsanlagen standen zwar noch, aber sie waren verfallen. Einige Stellen waren notdürftig geflickt, an anderen hatte man einfach Häuser an oder auf die Mauerreste und –fundamente gebaut. Nur drei Straßen hatten einige Breite: die Hauptstraße, die Kirchstraße und die Mühlstraße (heute Bahnhofsstraße). Diese waren auch als einzige mit einem holprigen Pflaster versehen. Alle anderen waren enge, grundlose und winklige Gassen. Die Häuser – 1804 wurden 254 gezählt – waren niedrige Fachwerkbauten, häufig noch mit Stroh gedeckt. Es gab nur sieben oder acht Steinhäuser darunter. Die Bewohner betrieben neben ihrem eigentlichen Gewerbe (Handwerk oder Handel) noch eine kleine Landwirtschaft, mit der sie ihren eigenen Bedarf deckten.
Da der Raum innerhalb der Mauern knapp war, konnten keine Stallungen und Scheunen gebaut werden. Mensch und Vieh lebten unter einem Dach.
Wenn man ein Haus betrat, befanden sich links und rechts von der Tenne zunächst Stallungen, weiter hinten waren die wenigen kleinen und niedrigen Wohnräume. Auf dem Dachboden, dem Balken, der das Dach trug, wurden Vorräte aufbewahrt. Abfälle und Dünger wurden vor das Haus auf die Straße gelegt. Ebenso wurde hier das Brandholz gestapelt und die Ackergeräte abgestellt…
(Quelle: Menden - eine Stadt in ihrem Raum, 1973)

…in 1804 the city of Menden could be charactarised, like most towns of the duchy, as a mere village surrounded by a medieval city wall. The old walls were still standing, but they’ve been in a state of decay. Some parts were poorly mended, some serve as walls for houses, which have been build on the foundations. Only three streets have been considerably broad: the Hauptstraße (Mainstreet), the Kirchstraße (Curch Street) and the Mühlenstraße (Millstreet). Only these three streets  have been paved with cobblestone. All the other streets were a maze of narrow, muddy and winding alleys.
The houses – 254 have been counted in 1804 – were low-ceilinged timbered houses, usually thatched with straw. Among the count only seven or eight have been houses build with stone. Alongside to conducting their actual trade (craft or moderate commerce) the dwellers maintained a minor husbandry, to provide their own supply.
As the space within the walls was limited, there was no possibilty to build stables or barns. The dwellers and their livestock used to live under one roof.
When entering a house, one immediately stood in the hall, where the livestock was kept in open stables on both sides, in the back of the hall a few tiny and low-ceilinged chambers followed. Stock was kept in the attic. Wastes and manures were simply disposed on the streets next to the piles of fire wood and the argicultural implement…
(Source: Menden - Eine Stadt in ihrem Raum, 1973)
Stadt Menden, Mitte 19.Jahrhundert

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